Erfolge an unerwarteten Stellen

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Ähm… diesen Text hatte ich auf englisch im November gepostet. Und dann kam der Winter, und damit Weihnachten uuuurrrghh… und alles blieb liegen, halb übersetzt. Sorry, hab’s etwas angepasst, man merkt es an einigen Stellen.


Dieses Letztes Jahr habe ich mit voller Absicht überhaupt nichts gepflanzt oder gesät, von daher beschränkte sich all meine Gartenarbeit darauf, Zeug auf den Kompost zu werfen und den Grasdschungel zu zähmen – nachdem ich endlich einen Sensenkurs besucht und mir eine gekauft hatte. :-) Aber das Nichtstun brachte ein paar unerwartete Ergebnisse!

Durch Scheitern zum Erfolg

Ich hatte neulich ein inspirierendes Video von David The Good gesehen, in dem sein Motto lautete: „Durch Scheitern zum Erfolg“. Der Ansatz gefällt mir ausgesprochen gut, im Prinzip praktiziere ich das ja schon die ganze Zeit (nur nicht so professionell wie David). Es fühlt sich so gut an, von einem derart erfolgreichen Gärtner wie ihm zu hören, dass das eine absolut funktionale und sogar effektive Art ist, Gartenarbeit anzugehen. Aber noch eine wichtige Erkenntnis, die ich von diesem Video und auch nach den diesjährigen Erfahrungen in meinem Garten hatte, ist, weiterhin zu experimentieren, aber nicht so bemüht. Und statt mich an einzelnen Miniprojekten abzuarbeiten, lieber viel auszuprobieren: überall Samen verteilen, viele verschiedene Sachen zu pflanzen, und dann genau zu beobachten, was funktioniert und was nicht.

Meine Sense & ich

Ich hatte schon letztes vorletztes Jahr geplant, mir zum Geburtstag eine Sense zu schenken, aber ich war spät dran und bekam im Sensenkurs keinen Platz mehr. Da ich von Sensen überhaupt keine Ahnung hatte, wollte ich den Kauf lieber verschieben, bis ich einigermaßen wusste, worauf man achten sollte. Also besorgte ich mir dieses letztes Jahr schon sehr früh einen Platz für den ersten Kurs im Juni, und der war supernett und sehr informativ! Zum Schluss haben wir sogar noch eine ganze Runde (alte) Sensenblätter gedengelt – bzw. wir haben es versucht. Es ist wirklich so schwierig, wie man immer so hört. Aber hat Spaß gemacht.

ich und meine neue Liebe!meine Sense, und der allererste Grashaufen

Ich muss schon sagen, dass ich eine ganze Weile gebraucht habe, bis meine diversen Gliedmaßen die Sense auch nur halbwegs richtig schwingen wollten. Ich kam mir SO unfähig vor, irgendwie eierte alles immer nur rum. Fühlte sich an, als wollte ich mit den Füßen Gitarre spielen. (Aufbauenderweise gibt es ja Leute, die das können.) Die beiden Kursleiter/innen gaben sich große Mühe mit mir, und anscheinend brauchte ich auch einfach nur etwas Zeit, meine diversen Körperteile auszusortieren und dann viel zu üben. Denn kaum hatte ich mir endlich meine eigene Sense gekauft (im Juli, seufz), waren wir quasi unzertrennlich! Im Ernst, mit der Sense mähen macht riesigen Spaß. Ich liebe es. Sogar wenn ich mich mit einem Grasdschungel abplagen muss, der zwei Jahre lang ungebändigt wuchern durfte. Einige Grashalme gingen mir bis zum Kinn (!), und die Stengel vom letzten Jahr waren alle am Boden um die neuen Halme herumgewickelt. Und vom Brennesselwald will ich mal gar nicht anfangen! Argh. Trotzdem, mit der Sense mähen ist das Beste.

Haufenweise Grashaufen

Es hat den ganzen Sommer gedauert, bis ich die komplette Fläche gemäht hatte (ein paar von den ersten Stellen, mit denen ich im Juli angefangen hatte, habe ich dann nochmal bearbeitet), und das lag nicht mal primär an der Sense. Nein, was die Sache wirklich etwas zäh machte, war die Länge des Grases: Sobald ich auch nur vielleicht vier Quadratmeter gemäht hatte, lag mir der abgemähte Haufen so im Weg herum, dass ich den zuerst wegschaffen musste. Und da ja untenrum all das alte lange Gras gewickelt war, war da doch recht viel Rupfen und Reißen dabei – und ich musste erstmal Platz für all die Haufen finden! Und natürlich war das Gras auch an vielen Stellen niedergetreten und in verschiedene Richtungen umgeknickt… also ja, es dauerte ein paar Wochen. ABER ich bin ziemlich stolz, dass ich doch die ganze Fläche geschafft habe, sogar die Brennesseln! Außerdem wird es jetzt, wo’s einmal gemacht ist und ich Übung habe, die nächsten Male viel einfacher. Nächstes Dieses Jahr fange ich früh (also jedenfalls rechtzeitig) an, es wird viel weniger Grasgewurschtel haben, und ich kann in ordentlichen Reihen arbeiten (ist einfacher abzuräumen).

der überwucherte Pizzaofenhalb freigemähter Ofen

Und ganz ehrlich, ich hatte keine Vorstellung von den unendlichen Grasmengen, die ich irgendwie loswerden musste. Es war einfach unglaublich viel! Natürlich habe ich die erste Ladung oder so auf den Kompost getan, aber dann war mir schnell klar, dass da niemals genug draufpassen würde, egal wie schnell es kompostierte. Also lieh ich mir den Anhänger meiner Tante aus und fuhr damit, hm, bestimmt acht Mal oder so zur ortsansässigen Grünschnittsammelstelle. Und das war einfach nur ein absoluter Glücksfall!! Denn da laden manche Leute ganze dicke große Baumstämme ab, und auch eine Menge kleinerer schicker Holzstücke, die man einfach bei Bedarf mitnehmen kann. Göttlich. Allerdings wird alles recht schnell unter einem Haufen Zeug vergraben, und dann ist es nicht mehr rauszubekommen, von daher muss man am Rand suchen und Glück haben. Aber ich habe mir ein paar zauberhafte Stücke Kirschbaum und Erle und noch Anderes geschnappt, und im Frühling gehe ich definitiv öfter mal vorbei und sammle, was das Zeug hält.

Haufen und Haufen und HAUFENda fühlte sich jemand pudelwohl im Heu

Suchen & Finden im Dschungel

Ich war außerdem auf der Suche nach zwei Dingen im Gras: nach den Leitungen, die von der Straße kommen (Wasser und Strom, theoretisch), und nach dem winzigen Apfelbäumchen, das ich nach unserem Umzug hierher eingepflanzt hatte. Ich habe für beides eine ganze Weile stöbern müssen! Ich wusste, dass die Leitungen irgendwo in der Nähe der Straße sein mussten, hatte sie aber noch nie gesehen und wusste nicht, wonach ich suchen musste. Der Anschlusspunkt ist direkt an der Esche und so überwachsen mit Moos und Zeug, dass ich mehrfach hinschauen musste, um ein einzementiertes Plastikrohr zu entdecken. Und das Apfelbäumchen war schwer zu finden, weil ich zwar grob wusste, wo ich es gesetzt hatte, und ich hatte auch einen Ring aus Steinen drumrum gelegt, um es besser finden zu können, aber diese Ecke des Grundstücks war SO überwuchert mit Gras und Brennesseln, dass wirklich nichts zu finden war. Und ich konnte natürlich auch nicht alles einfach wegmähen, weil ich ja weder das Bäumchen erwischen noch die Sense an den Steinen beschädigen wollte. Jedenfalls fand ich es dann doch irgendwann. Scheint mir etwas lang und dünn gewachsen, mal sehen, was ich da nächstes dieses Jahr an experimenteller Verstärkung hinschieben kann (mehr Pflanzen für eine Gilde, Mykorrhizal, Mulch, Kompost…).

das Ende der Leitungen… seht ihr was?!Apfelbäumchen vor einem Hintergrund aus noch nicht gemähten Brennesseln zum Größenvergleich

Was wieso woher… Getreide?!

Das Unerwartetste, was mir in der Wildnis begegnete, waren eine ganze Reihe von Getreidebüscheln – vermutlich Weizen. Woher zum Kuckuck kamen die denn?! Sah kein bisschen wie der wilde Roggen aus, der manchmal an den unmöglichsten Stellen wächst (in Tübingen öfter mal am Straßenrand), also hääh? Tja, die Büschel waren alle auf dem Blumen-Mistbeet, das ich letztes vorletztes Jahr angelegt hatte. Übrigens habe ich etwas Wichtiges im Sensenkurs gelernt, nämlich dass Gras starke Düngung liebt, und Wildblumen nicht. Das erklärt, warum ein frisches Mistbeet nicht der beste Ort für all diese Blumensamen war. Ich hatte das Beet aber mit reichlich Stroh gemulcht – hmm? Und das Stroh stammte teilweise aus dem alten Bauernhaus meiner Großeltern, das meine Schwester umgebaut hat und wo noch einiges an „Fruucht“ (oh, die Schwaben hier), sprich Getreide samt Stroh und Spelzen und allem, in den Wänden und Böden gesteckt hatte. Und da waren wohl ein paar Ähren mit keimfähigen Körnern dabei.

Getreidebüschel im Grasganz schön fette Getreidebüschel

Ist das cool oder was? Diese Ähren dürften auf jeden Fall einige Jahrzehnte alt sein, vielleicht sechzig Jahre oder mehr? Das finde ich schon erstaunlich. Was ich daraus mitnehme, ist dass Getreide supergut auf Mistbeeten wächst (logisch, gehört ja zu den Gräsern). Hab sie auf jeden Fall alle mal geerntet und gedenke, sie für ein eventuelles landrace-Gartenexperiment aufzuheben (ich weiß nicht, wie das auf deutsch genannt wird: man sät was aus und guckt, was wächst, sammelt die Samen und sät sie jedes Jahr wieder aus, so dass sich die Pflanze an den Standort anpasst) – die haben ja schon ziemlich gut angefangen. Muss mir allerdings noch genauer anschauen, was es ist; ich schätze Weizen, könnte aber auch Dinkel sein, oder sogar eine Kreuzung.

Kompostierungserfolg!

Letztes Vorletztes Jahr hatte ich einen Ziegenstall komplett ausgeräumt, in dem schon eine Weile nicht mehr ausgemistet worden war. Einiges von diesem stark verdichteten, alten Mist hatte ich in meinen Gartenexperimenten verwurstet, und einiges beehrte wiederum im Kompost, aber etwas mehr als die Hälfte oder so landete dann einfach in einer Ecke auf einem Haufen. Ich hatte ursprünglich vorgehabt, das noch so nach und nach im Verlauf des Jahres in den Kompost zu schaufeln. Das Meiste war mit größeren Grasbüscheln bedeckt, bis ich im Juli endlich wieder dazu kam, einen Blick drauf zu werfen, und was für eine Überraschung! Ich musste schnell feststellen, dass ich den Haufen nicht mehr aufhacken konnte, ohne dabei größere Mengen an Kompostwürmern zu erwischen (und das will ich ja nun wirklich nicht). Wow!! Der ganze große Haufen wimmelte nur so davon. Und mit dem verklebten, komprimierten Mist waren sie auch schon sehr fleißig gewesen. Lektion gelernt: Lade deinen Scheiß in einer biologischen Umgebung ab, und bis du dich wieder drum kümmern kannst, hat es sich vielleicht schon von allein erledigt.

aufgehackter Misthaufenjuhu, Würmchen! :-D

Das andere Ding, was super gelaufen ist, war – wie ihr vielleicht schon erwartet habt – der Komposthaufen. Seitdem ich das Schichtbeet Ende 2014 in einen Kompostbehälter umgewandelt hatte, haben wir einfach all unsere Küchenabfälle kunterbunt drin abgeladen, in braunen Papiertüten vom Gemüse. Ich habe nichts umgedreht, nichts reingerecht, nichts kleingehackt. Einfach nur draufgeschmissen und vergessen. Es ist nie über den Rand hinausgewachsen, obwohl zeitweise ja noch der Ziegenmist dazukam, von daher ging ich davon aus, dass da schon im Großen und Ganzen Kompostierung stattfand. Auf allen Seiten waren die mittleren Bretter lose, wo der Druck am größten war, und sattgrüne, dicke Grasbüschel guckten überall heraus. Wo ich also im Juli schonmal dabei war, den Misthaufen zu begutachten, schraubte ich an einer Längsseite die Bretter komplett ab, schichtete die obersten, unverwerteten Abfälle mit Hilfe eines Rechens nach vorne um und sah mir mal an, was da drin so passiert war. Und es war wundervoll!

Grasbüschel wachsen aus den kaputten Kompostbeet-SeitenKompost ohne die oberste Schicht mit frischem Material, alles sprießt

Die oberste Schicht mit den neuen, erkennbaren Küchenabfällen war vielleicht zehn Zentimeter dick, und danach kam quasi nur perfekte, dunkle, feuchte Erde, jede Menge grüne Sprossen, und Würmer ohne Zahl. Die einzigen erkennbaren Stücke, die danach noch kamen, waren Avocadokerne (alle gekeimt), Mangokerne, Avocadoschalen, einige Eierschalen, und die Holzstücke, die ganz unten im Schichtbeet waren. Und ein paar wenige Stücke Bananenschalen, aber nicht viele. Keine Zitrusfruchtreste, obwohl wir doch hin und wieder Zitronen und Pampelmusen essen, was ich bemerkenswert fand. Ich glaube, die Nacktschnecken fressen die, das scheinen sie zu lieben. Was hieße, dass diese Plage doch zu was nütze wäre (nein, wundert mich nicht wirklich).

SO viele Würmchen wuseln herumWüüüüüüüürrrrrrrrrrmmmmmmmmchennnnnnnnnnein paar erkennbare Reste im Kompostrichtig gutes Zeug!

Mehr Experimente, nicht mehr Mühe

Um es noch einmal zusammenzufassen: Völlig ohne Absicht oder Mühe so viel Erfolg mit meinem Kompost zu haben, hat mich richtig glücklich gemacht. :-D Und von jetzt an werde ich versuchen, die Dinge ein bisschen anders anzugehen: mit Leichtigkeit und ohne Anstrengungen zu experimentieren. Einfach mal Samen verstreuen, geschwind ein Insektenhotel zusammenzuwürfeln, zu schauen, was passiert. Aber ich werde auch versuchen, viel mehr solche Dinge zu tun, kleine Sachen, die ich so zwischendurch machen kann. Spaaaaaaaaaaaaannend!

da hat mich was besucht…… und sie liebte meine Wasserflasche. War interessant zu beobachten.