Lehmgrundofen-Seminar

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Eigentlich wollte ich dieses Jahr ein Raketenofen-Seminar in Dänemark besuchen. Die Raketenofen-Idee (ich erklär an anderer Stelle noch, was genau das ist) hat mich auf Anhieb begeistert, allerdings fand ich es angesichts der beachtlichen Hitze, die diese Dinger entwickeln können, absolut angebracht, da mindestens einen Workshop zu besuchen, bevor ich versuche das zu bauen. Ich fand in ganz Europa nur einen Workshop für dieses Jahr und war schon kurz davor, den Zug nach Kopenhagen zu buchen – da fiel der Workshop ersatzlos aus. Humpf.

Lustigerweise fand fast zeitgleich eine Freundin von mir einen Aushang für ein Lehmgrundofen-Seminar vom 4. bis 7. Juli in Immenhausen, was ja hier quasi um die Ecke ist. Da hab ich natürlich sofort angerufen und landete schließlich bei Ofenbauer Marius Dislich (oh, und die coole Speichertonne macht der auch), der auf meine Nachfrage hin schon vom Raketenofenkonzept gehört, aber selbst auch noch nie einen gebaut hatte, und das genauso spannend fand wie ich. Yay!

Natürlich habe ich mich gleich für den Workshop angemeldet und mir die Tage kinderfrei geschaufelt – für vier Tage geht das ganz gut. Ich hab mich wochenlang kringlig drauf gefreut, und trotzdem war der Kurs fast noch besser als erwartet! :-)

Erster Tag

Hmm… am ersten Tag haben wir nicht wirklich viel (sichtbar) geschafft. Wir sind erstmal alle eingetrudelt und haben uns vorgestellt, außer Marius waren wir zu viert, plus die beiden, in deren Wohnzimmer wir den Ofen gebaut haben. Dann haben wir erstmal Platz gemacht, den Lkw abgeladen (uff!), die Baustelle eingerichtet, also wo wird gemixt, geflext, gesägt und gewässert und in welchem Eimer ist dann was drin, und schließlich noch die letzten Reste des alten Kachelofens abgeschlagen.

ein Riesensack Lehmputz als Mörteleine Palette LehmziegelMischen, Sägen, Flexendie wassergeführte Kreissäge (und der Abfallhaufen am Ende des zweiten Tages)

Marius hatte zwar schon einiges an Vorabüberlegungen zu den Dimensionen des neuen Ofens angestellt und eine Zeichnung mitgebracht, aber wir überlegten dann doch noch eine ganze Weile hin und her, wie hoch die Sitzbank werden sollte, wie lang die Rauchzüge werden sollten und ob wir sie dann so oder doch andersrum bauen wollten. Am Ende des Tages hatten wir viel Interessantes geredet, einen konkreten Bauplan gemacht, gelernt, wie man welche Mischung macht, wozu man Schamotte nimmt und wozu Lehmziegel, was es da so alles für Möglichkeiten gibt, wie man die wassergeführte Kreissäge bedient (wir hatten Glück mit dem Wetter – das Sägen war eine sehr nasse Angelegenheit), und wie man sinnvoll mit fünf oder sechs Leuten im Team arbeitet. Ach ja, und die allererste Reihe Lehmziegel hatten wir dann doch auch verbaut.

Das Wohnzimmer zu BeginnWeg mit dem alten ZeugEimer in Reih und GliedErstmal ausprobierenDämmplatten an die Wand, schön geradeeiner schmiert, einer baut, einer gucktKnieschonererste Reihe fast fertig (und wir auch!)

Zweiter Tag

Für den zweiten Tag will ich mal hauptsächlich Bilder sprechen lassen – ich habe so unendlich viele Bilder gemacht, dass ich ewig brauche, um „nur“ zwölf auszuwählen!

Zusammenfassung:

  • Wir haben die Ofentür (mit der Öffnung zur Flurseite) mit angeschrägten Lehmsteinen in das Loch in der Wand eingepasst – das war ein ganz schönes Gefitzel!
  • Außerdem mit dünnen Schamotteplatten den liegenden Rauchzug in der Sitzbank gebaut,
  • die Luftzufuhr in den Brennraum gelegt,
  • und schließlich die Lehmbank fertig „verziegelt“.

Morgens sah es noch schön ordentlich aus...... dann wurde geschmiert, geklebt und gematscht!die in Dämmung gepackte Ofentür wird eingepasstdie Seitenwände des liegenden Rauchzuges sind weitgehend drineingeklebte Seitenwände von obenRauchzugdeckel draufda fehlt noch waseingebaute Tür mit LuftzufuhrenLehmziegelstützen abmessendas frisch gesäuberte Innere eines Rauchzugabschnittes, plus Krümel davorLehmziegel auf den Metallstützenuuuuund eine fertige Sitzbank!

Dritter Tag

Ich erinnere mich noch gut, dass ich am dritten Tag dachte, wir werden nie im Leben rechtzeitig fertig. Das war auch der Tag, wo wir morgens zeitig und ohne Umschweife anfingen und bis ziemlich spät abends noch arbeiteten. Die senkrechten Rauchzüge waren weniger ein Problem, aber die Brennkammer war doch etwas komplexer und damit aufwendiger. Da kam auch eine ordentliche Menge dicke Schamotte zum Einsatz, aus denen teilweise knifflige krumme Ecken herausgesägt werden mussten. Ich hab mich da öfter mal versägt…

Und wieder Fotos, die die Arbeit des Tages besser beschreiben als es meine Erinnerung kann (hey, am Ende hatten wir doch ganz schön was geschafft!):

Ofentür vom Flur aus. Morgens noch alles ordentlich.der viertelsfertige Ofen mit provisorisch hingestelltem SichtfensterMarius sinniert über dem noch nicht gebauten BrennraumLuftzufuhr für den Brennraum, noch ohne Brennraumboden drüberDas Beste an Lehmbaustellen: geht auch barfuß :-Dder Temperaturfühler wird eingebautRauchzüge über dem Brennraum, sicherheitsverklammert und mit Temperaturfühlerda wurde mal rangeklotzt!Ofentür abends, im Matschna, sieht doch schon fast wie ein Ofen aus!

Vierter und letzter Tag

Je mehr ich die ganzen Fotos anschaue, desto mehr finde ich, ich muss noch ein bisschen erklären, was genau wir da gemacht haben. Also… dieser Ofen (der übrigens ungefähr 2½ Tonnen wiegt) besteht aus einer Brennkammer mit einer Ofentür zur Flurseite, von wo aus geheizt wird. Auf der Seite befindet sich auch die Luftzufuhr sowie ein bissle Hightech mit Temperaturfühler – wenn ich mich richtig erinnere, konnte man das so einstellen, dass die Luftzufuhr ab einer gewissen Temperatur abgekoppelt wird. (Aber ganz sicher bin ich mir nicht.) Wohnzimmerseitig hat die Brennkammer ein Sichtfenster, das sich nur der einfacheren Säuberung wegen öffnen lässt, sonst ist das nur damit man gemütlich vor dem Feuer sitzen kann.

Der ganze Brennraum besteht aus dicken Schamotteziegeln, ebenso die Anfänge des Rauchzuges direkt drüber. Danach ist der Rauchzug mit dünneren Schamotteplatten ausgekleidet. Die äußere Schicht drumrum, also das was man nachher sieht und anfassen kann, ist aus Lehmziegeln und Lehmmörtel gemauert. Ein paar Metallträger sind vor allem in der Sitzbank zur Verstärkung eingebaut, sonst gibt’s noch eine Anheizklappe gleich unter dem Eingang zum Kamin (in der Wand links). Zum Anheizen kann man die öffnen, falls der Rauchzug bei kaltem Kamin zu lang ist und das Feuer nicht so richtig in Gang kommt, dann geht’s direkt in den Kamin. Ich habe ganz zum Schluss der letzten zwölf Bilder eine krude, aber hoffentlich verständliche Skizze angehängt, wie genau jetzt der heiße Rauch durch den Ofen zieht (bei geschlossener Klappe).

Ich muss schon sagen: Es fühlt sich unglaublich gut an, an diesem riesigen, wunderschönen Teil mitgebaut zu haben! Vor einiger Zeit habe ich den Besitzer getroffen, der mir sagte, dass der Ofen nun verputzt sei, gut funktioniere und sehr angenehme Wärme verbreite. Wow!! Und echt wahr: Allein schon die fantastischen Leute, die ich bei diesem Workshop kennengelernt habe, die Geschichten, die sie erzählten, waren das Geld und die Zeit und die Mühe sehr wert. Darum sage ich: Besucht mehr Workshops! Ist meiner Ansicht nach die beste Investition, die man überhaupt tätigen kann.

Noch einmal frisch ans Werk!.Deckel auf dem Rauchzug über dem Brennraum fertigfestgelehmter Kaminanschlussjetzt ist der Rauchzug obendrüber dranzweimal messen, hoffentlich nur einmal sägenKaminanschluss mit Blick in den Rauchzug nach unten und den vom BrennraumBrennraum außen auch fertiggemauertnochmal der Anschluss zum Kamin, vor Einbau der AnheizklappeAnheizklappe eingebaut und geschlossender hintere Rauchzug wird gemauertder fertig gebaute Ofen!! Wahnsinn oder?Skizze, wie der heiße Rauch durch den Ofen zieht