Eine Muster-Sprache: Städte, Gebäude, Konstruktion

Sprachen

von Christopher Alexander, Sara Ishikawa und Murray Silverstein
(engl. A Pattern Language)

Cover von Eine Muster-SpracheDas ist mit Sicherheit eines der erleuchtendsten, bewusstseinsveränderndsten Bücher, die ich je gelesen habe. Ich würde es nicht nur allen schwer ans Herz legen, die mit dem Gedanken spielen, vielleicht selbst ein Haus zu bauen, ich finde es auch sehr empfehlenswert für Leute, die sich mit irgendeiner Art von Design beschäftigen.

Über den Inhalt des Buches

Eine Muster-Sprache ist eigentlich der zweite Teil einer Buchtrilogie über Design und Bau (mindestens das erste muss ich irgendwann auch noch lesen!). Es fängt an mit einer kleinen Anleitung, wie man das Buch in einem Designprozess verwendet, und beschreibt dann ganze 253 Muster, die in größeren Gruppen und einer festgelegten Reihenfolge sortiert sind. Jedes dieser Muster beschreibt ein häufiges Problem im Städtebau, oder einen Schritt im Designprozess, oder einen Aspekt des tatsächlichen Bauens. In diesen Mustern beschreiben die Autor*innen alle Bau-, Design- oder Konstruktionsprobleme, die ihnen je begegnet sind, ausführlich und genau auf den Punkt gebracht, um dann nach einer Menge Hintergrundinformationen, Überlegungen und Verweisen auf Studien eine logische und sehr gut durchdachte Lösung dafür zu präsentieren, die beste, die sie selbst im Lauf der Jahre gefunden haben.

Ich habe es komplett durchgelesen (um nicht zu sagen verschlungen), und viele dieser Muster waren Dinge, die mir selbst noch nie aufgefallen sind, oder solche, derer ich mir vage bewusst war, wo ich aber noch nie auf die Idee gekommen bin, nach einer besseren Lösung als der üblichen zu suchen. Von daher war jedes Muster eine spannende Lektüre für mich: Ah, so könnte man es auch machen! Oh, so kann man es ja auch betrachten! Es hat mein Verständnis dessen, was Orte definiert, wie Menschen ticken, und warum und wie Räume funktionieren, unglaublich erweitert und vertieft. Ich liebe es.

Kleiner Haken:

Was mich an dem Buch ein kleines bisschen stört, ist die ziemlich umständliche und betuliche Ausdrucksweise. So viele Kommas habe ich in einem englischen Buch noch nie gesehen! (Das Englische braucht normalerweise vielleicht halb so viel Kommas wie das Deutsche – in diesem Buch ist es eher andersrum.) Und was mich massiv stört, ist, dass alle Beispielmenschen in dem Buch männlich sind. Sogar die Kinder. Iiek! Ich fühle mich ausgeklammert. Naja, es ist aus den 1970er Jahren…

Übrigens habe ich das Buch nur auf englisch gelesen und gerade erst mit Freuden festgestellt, dass es das auch auf deutsch gibt. Juhu! Ich kann die Übersetzung natürlich überhaupt nicht beurteilen. Weiß jemand mehr?

Warum ich ständig davon schwärme

Was ich an diesem Buch so liebe, ist die Radikalität, mit der die Autor*innen wirklich alles hinterfragen, was man „halt so macht“, sei es nun beim Bau eines Häuschens oder bei der Planung einer großen Stadt. Sie stellen einfach alles auf den Prüfstand. Und es ist wirklich ein sehr gut aufgebautes und durchdachtes Buch. Ich arbeite zur Zeit sehr viel damit und werde im nächsten, spätestens übernächsten Artikel (sobald ich den neuen Grundriss halbwegs präsentierfähig habe!) sicher viel darauf verweisen.